Der Landkreis Calw

 

Das Wappen des Landkreis Calw

 

Offizielle Beschreibung:
In Gold auf blauem Dreiberg, aus dem eine silberne Quelle sprudelt, ein stehender blau bezungter und blau gekrönter roter Löwe.

 

Geschichte des Wappens:
Das Wappen wurde dem Kreis am 10. Dezember 1973 verliehen. Der auf einem Dreiberg stehende Löwe war das Wappenbild der Grafen von Calw, deren Herrschaft sich im 12. Jahrhundert weit über den Bereich des heutigen Landkreises Calw hinaus auf große Gebiete im Nordwesten des späteren Württemberg erstreckte. Im Landkreis Calw ist die Erinnerung an dieses Geschlecht nicht allein mit seinem Namengebenden Hauptsitz Calw und seiner Klostergründung Hirsau sondern auch mit der Kolonisierung der Enz-Nagold-Platte besonders verbunden. Der blaue Dreiberg erinnert an den Zusammenschluss der Oberämter Calw, Nagold und Neuenbürg, aus denen 1938 der Kreis Calw gebildet wurde. Die aus dem Dreiberg hervorsprudelnde silberne Quelle weist auf den Charakter als Kurorte- und Bäderkreis hin.

 

 

 

Der Landkreis Calw im historischen Überblick

Von Gregor Swierczyna, ehem. Kreisarchivar

 

Der Landkreis Calw besteht in der heutigen Form seit dem 1. Januar 1973. Damals wurden die Verwaltungsgrenzen in gesamten Land durch die baden-württembergische Kreisreform neu festgelegt. Doch die Geschichte des Landkreises Calw beginnt schon viel früher. Anders als in geographischer und siedlungsgeschichtlicher Hinsicht und im Gegenzug zu seinem späteren Schicksal stellt das Gebiet des Landkreises in Bezug auf die Anfänge seiner politischen Geschichte zunächst keine Einheit dar.

Durch das Kreisgebiet verlief die Grenze der Herzogtümer Franken und Schwaben. Die schwä­bisch-frän­kische Stammesgrenze war zugleich Grenze der Bistümer Speyer und Konstanz.

Die Ausbreitung des Christentums ist nicht nur religions-, sondern auch siedlungsgeschichtlich von Bedeutung. Es sind nämlich gerade die Klöster, die bei der Besiedlung des Schwarzwaldes und somit folglich auch des Kreises Calw eine wichtige Rolle spielten. Sie wurden durch die weltlichen Herrscher mit Grund und Boden sowie mit Privilegien ausgestattet.

Aber auch diese weltlichen Magnaten trieben mit der Zeit die Besiedlung der Waldgebirge im Kreis voran. Hier sind vor allem die Grafen von Calw zu nennen. Zu den Grundherren, die im Laufe der Zeit Besitz im Kreis Calw hatten, gehörten unter anderem auch die Grafen von Hohenberg, Pfalzgrafen von Tübingen sowie die Grafen von Württemberg und Markgrafen zu Baden. Vor allem die Württemberger breiteten sich Ende des 15. Jahrhunderts immer mehr im Schwarzwald aus. Aus anfänglich verstreutem Grundbesitz und verschiedenen anderen Rechten wurde zunehmend ein geschlossenes Territorium. Im 14. Jahrhundert wurde die Herrschaft Calw gekauft, ebenso Besitzungen im Raum von Neuenbürg. Von den Hohenbergern wurde die Herrschaft Nagold erworben sowie 1440 von der Rheinpfalz das Amt Wildberg. Auch die Reformation kam dem Haus Württemberg zu Gute, sie machte den Zugriff auf die Klöster und deren Besitz möglich.

Seit 1603 (durch Abschluss eines Kauf- und Tauschvertrages mit Baden) war das Gebiet des heutigen Kreises Calw nahezu rein württembergisch und der bis dahin mit dem Markgrafen von Baden schärfste Konkurrent in dieser Gegend aus dem Feld geschlagen. Die Herzöge verfügten auch nach dem Erwerb der Ämter Altensteig und Liebenzell keine Neugliederung des dann fast geschlossenen Besitzes, und so blieb das Bild der spätmittelalterlichen Aufspaltung im wesentlichen bis 1806 erhalten. Die Ämtergliederung richtete sich nach den Erwerbsphasen, war also schon durch die Vorbesitzer mitgeprägt. Das Gebiet war bis 1806 verwaltungsorganisatorisch in die Ämter Altensteig, Calw, Horb, Liebenzell, Nagold, Neuenbürg, Wildbad und Wildberg eingeteilt. Dazu kamen noch die Klosterämter Herrenalb, Hirsau und Reuthin. Bei der schon nahezu einheitlichen Territorialstruktur brachte die napoleonische Neuordnung Europas wenig Änderungen im Kreis Calw mit sich. Württemberg war vom Herzogtum zum Königreich aufgestiegen und konnte sowohl seine Fläche als auch die Einwohnerzahl beinahe verdoppeln.

1805 fielen der restliche ritterschaftliche und Johanniterbesitz ebenfalls an Württemberg. Diese neu dazu gekommenen Gebiete mussten aber auch verwaltet werden. Daher brachten die Jahre 1806-1812 eine starke Bewegung der Verwaltungsgliederung und mehrmalige Umgliederung von Ämtern.

So beginnt die eigentliche Verwaltungsgeschichte des Kreises Calw erst im Jahre 1806. In diesem Jahr wurde das Königreich Württemberg in zwölf, nach geographischen Gesichtspunkten, relativ gleich große Kreise eingeteilt. Diese waren mit jeweils ca. 100 000 Einwohnern gleich stark besiedelt und unter diesen Kreisen befand sich erstmals ein Kreis Calw.

Die Neuerwerbungen von 1806 wurden den bestehenden Ämtern zugeteilt. Zu den wichtigsten zählt sicherlich die Zuteilung der Herrschaft Berneck zu Altensteig und die Eingliederung von Rohrdorf und Unterschwandorf nach Nagold. 1807 wurden die Klosterämter aufgehoben. Das Amt Hirsau wurde mit Calw vereinigt, ebenfalls das ganze Amt Liebenzell, das Amt Wildbad kam zu Neuenbürg und das Amt Wildberg zu Nagold.

Das Jahr 1808 war ein Jahr großer Veränderungen, in dem neben der Auflösung des Amtes Herrenalb (wurde mit Neuenbürg vereinigt), die Bildung eines neuen Oberamts Altensteig, aus Teilen des bisherigen gleichnamigen Amtes und den Orten der früheren Ämter Calw, Hirsau, Klosterreichenbach, Nagold und Neuenbürg, hervorzuheben ist. Dieses Oberamt bestand nur zwei Jahre und wurde 1810 wieder aufgelöst. Großteil der Bezirke (Altensteig, Berneck und Rotfelden-Wart) fielen dem Oberamt Nagold zu, der Bezirk Simmersfeld mit Enztal und Fünfbronn kam zu Calw. Böblingen trat im gleichen Jahr Ostelsheim an Calw ab, das ganze Amt Liebenzell kam zu Neuenbürg.

1810 wurden die Kreise nach französischem Vorbild in Landvogteien umgebildet. Diese bekamen, als Zeichen des vollständigen Bruchs mit der Vergangenheit, statt der Ortsbezeichnungen landschaftsbezogenen Bezeichnungen. So wurde die Landvogtei Schwarzwald (Département de la Forêt-Noire) mit Sitz in Calw geschaffen. Zu dieser Landvogtei zählten die Oberämter Böblingen, Calw, Freudenstadt, Nagold und Neuenbürg sowie unter anderem die Ämter Altensteig, Bulach, Liebenzell, Wildbad und Wildberg. Aus dem heutigen Kreisgebiet kamen die Kameralämter Altensteig, Herrenalb, Hirsau und Reuthin dazu. Eine weitere Veränderung der Bezirkseinteilung brachte das Jahr 1812; die Oberämter Calw und Nagold tauschten die Bezirke Bulach und Simmersfeld aus.

Die ganze Landvogtei Schwarzwald kam 1817/18 nach ihrer Auflösung zum Schwarzwaldkreis des Königreichs Württemberg mit Sitz in Reutlingen. 1842 wurde der Bereich des ehemaligen Amts Liebenzell geteilt, die Mehrzahl der Orte verblieb bei Neuenbürg, Liebenzell selbst und die Gemeinden an der Nagold kamen erneut zu Calw.

Diese Einteilung hatte im wesentlichen Bestand bis 1935 als eine kleine Änderung der Bezirksgrenzen vorgenommen wurde. Die Gemeinde Enztal, Oberamt Nagold, wurde mit der Gemeinde Enzklösterle, Oberamt Neuenbürg, vereinigt.

Am 10. Oktober 1938 wurde durch Zusammenlegen der Oberämter Calw, Nagold und Neuenbürg unter Abtrennung der Gemeinden Fünfbronn, Untertalheim und Schietingen der Landkreis Calw mit 104 Gemeinden gebildet.
In dieser Zusammensetzung blieb er bis zur neuerlichen Kreisreform 1973 bestehen. Nach dem Zusammenbruch des Dritten Reiches wurde der Kreis Calw in das von den Franzosen neugebildete Land Süd­würt­tem­berg-Ho­hen­zol­lern einbezogen.

Im Vorfeld der Reform von 1973 wurde das Weiterbestehen des Kreises Calw in Frage gestellt. Die 63 Landkreise des Landes Baden-Württemberg sollten in nur 28 neue Kreise umstrukturiert werden. Der Kreis Calw sollte ganz aufgeteilt und auf die benachbarten Kreise verteilt werden. Dies war insofern unverständlich, da er mit seiner Größe und Bevölkerungszahl geradezu den Idealvorstellungen der Reformtheoretiker und den abstrakten Vorstellungen des „Denkmodells“ in idealer Weise entsprach. Schließlich konnte der Landtag und die Landesregierung, auch mit Hilfe von zwei Sachverständigenkommissionen, vom Fortbestehen des Kreises überzeugt werden. Ganz unangetastet in seinem Bestand blieb er jedoch nicht. Im Zuge der Kreisreform bekam der Enzkreis vom Landkreis Calw 13 Gemeinden. Auch an die Landkreise Rastatt und Böblingen mussten eine bzw. zwei Gemeinden abgetreten werden. Im Gegenzug bekam der neue Kreis Calw vom ehemaligen Kreis Freudenstadt die Gemeinde Fünfbronn und durch Gemeindezusammenschluss mit der Stadt Altensteig die Gemeinde Garrweiler.

Durch die Gemeindereform vom 1. Januar 1975 kamen auch vom ehemaligen Landkreis Horb einige Gemeinden zur Stadt Nagold und folglich zum Landkreis Calw. Allerdings haben diese in früheren Zeiten schon einmal zu den Oberamtsbezirken Nagold bzw. Altensteig gehört. Mit der Gemeindereform verringerte sich die Zahl der selbständigen Gemeinden von 104 auf nur noch 25. Diese wurden in zehn Verwaltungsräumen zusammengefasst, die bis heute Bestand haben. Der Landkreis Calw wurde in die im Zuge dieser Reform gebildete Region Nordschwarzwald eingegliedert, gemeinsam mit dem Stadtkreis Pforzheim, dem Enzkreis und dem Landkreis Freudenstadt. Er gehört seit dieser Zeit zum neugebildeten Regierungsbezirk Karlsruhe.

 

 

Literatur:

 

  • Jäger, Hans Peter, Wappen im Landkreis Calw, hrsg. vom Landkreis Calw, Stuttgart, 1986.
  • Fischer, Karl-Heinz, Braun, Wolfbert, Die Verwaltungsgeschichte des Landkreises Calw, in: Der Landkreis Calw. Ein Jahrbuch 1982/83, Calw 1982.
  • Pfeiffer, Günter, Der Landkreis Calw vom Königreich Württemberg bis zu den Gebietsreformen in Baden-Württemberg, in: Der Kreis Calw, Stuttgart, Aalen, 1979, S. 207-215.
  • Pfeiffer, Günter, Der Kreis gestern- heute- morgen, in: ebenda, S. 217-233.
  • Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden, hrsg. von der Landesarchivdirektion Baden-Württemberg, Bd. V: Regierungsbezirk Karlsruhe, Stuttgart 1976.
  • Die Stadt- und Landkreise Baden-Württembergs in Wort und Zahl, Heft 45: Landkreis Calw, hrsg. vom Innenministerium und Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg.

 

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