von Horst Roller, 2013

 

Die ersten Siedler waren hier die Kelten etwa ab dem 6. Jahrhundert vor Christus. Belegt ist das durch den Fund einer keltischen Goldmünze (Stater), einer keltischen Stele (menschliche Steinfigur) bei der Dr. Barth-Straße und Schmuck aus einem Frauengrab im Bereich des heutigen Sprachheilzentrums (Kinderdorf). In diesem Bereich wurde im 2. Jahrhundert nach Christus ein römischer Gutshof erbaut.

 

Den Römern folgten die Alemannen. Von ihnen gibt es aber in Stammheim bis heute keine Funde. Stammheim ist deshalb keine alemannische, sondern eine fränkische Gründung aus der Zeit um 550 bis 600 n.Chr., worauf auch die Namensendung „heim“ hinweist.

 

Stammheim kam um das Jahr 840 zum Kloster Hirsau, dann zur Reichenau und ab der Klosterneugründung 1075 (erste urkundliche Nennung) teilweise wieder zu Hirsau. Um 1100 bis 1200 ist ein Ortsadel aus Calwer Ministerialen (Verwaltungsleuten) bekannt: Wichard, Udilo, Brunicho und Berta. Sie verkauften mit der Zeit ihren Besitz an das Kloster Hirsau. Auch die Waldecker Ministerialen (Waldecker Burgen) verkauften ihn, so dass Stammheim, nämlich Markung und Leibeigene im Jahr 1362 völlig ins Eigentum des Klosters und damit nach der Reformation zu Württemberg kamen.

 

Der Dreißigjährige Krieg verringerte die Einwohnerzahl um mehr als zwei Drittel. 1744 wurde der Ort als einer der ärmsten Flecken im Bezirk bezeichnet.

 

Hauptstrasse um 1935

Die Hauptstraße um 1935

 

Das 19. Jahrhundert brachte durch die Beschäftigungsmöglichkeiten in den Calwer Fabriken einen Aufschwung. Diese Entwicklung unterbrachen die beiden Weltkriege. Am 20. April 1945 wurde Stammheim durch einen Bombenangriff zu 41% zerstört, 5 Menschen fanden den Tod, 450 Personen wurden obdachlos.

 

Unter großem Einsatz bauten die Einwohner den Ort wieder auf. Aus dem viel zu engen Ortskern siedelten viele in den „Windhof“ aus. Neue Wasserversorgung, Ortskanalisation, neues Schulhaus und Kläranlage entstanden. Neue Baugebiete wurden erschlossen, so dass sich die Einwohnerzahl von 2000 im Jahr 1950 bis heute auf 4.500 gesteigert hat. Die neuesten Baugebiete sind die Riegeläcker (Lunkteile II) und seit 2013 die Mühläcker.

 

Die 1974 erstellte Mehrzweckhalle bildet zusammen mit dem nahe gelegenen attraktiven Freibad, Stadion, Hartplatz und den Tennisplätzen ein vorbildliches Sportzentrum.

 

Im Rahmen der Gemeindereform in Baden-Württemberg wurde Stammheim am 1. Januar 1975 zusammen mit den Gemeinden Altburg, Calw, Hirsau und Holzbronn zur neuen Großen Kreisstadt Calw (24.000 Einwohner) zusammengeschlossen.

 

Kirche und ehem Schulhaus 2012Stammheim liegt circa 5 km von Calw entfernt an der B 296 (Calw-Tübingen) und bietet an der Grenze von Schwarzwald und Gäu eine sehr abwechslungsreiche Markung mit dem Nagoldtal. Die höchste Erhebung ist der Doma mit 609 m ü. NN.

 

Zur Gemarkung Stammheim gehören auch der Hof Dicke, der Waldecker Hof, die Ruine Waldeck, ein Teil der Station Teinach und das Öländerle.

 

Vorhanden sind gut bezeichnete Wanderwege des Schwarzwaldvereins, sowie Walker- und Bikerstrecken.

 

Im nahe liegenden Gewerbegebiet Stammheimer Feld und Kimmichwiesen haben sich viele Gewerbebetriebe angesiedelt. Geplant wird das Gewerbegebiet „Lindenrain“.

 

Ein Campingplatz, Waldparkplätze, Grillplatz auf dem Galgenberg und eine Waldhütte (Adlerhorst) für Jugendliche im Fronrot laden zum Besuch ein.

 

Eine große Zahl von Vereinen samt Laienspieltheater fördert die Dorfgemeinschaft, ebenso das vielfältige Angebot der Kirchen. Mehrere Kindergärten sind im Ort und für die Kinderganztagesbetreuung ist ein Kinderhaus eingerichtet worden. Hervorzuheben sind auch die Grundschule, das Gymnasium, die Seeäcker-Förderschule, das Sprachheilzentrum und die Behindertenwohnheime samt Werkstätten.

 

Mehrere Lebensmittelgeschäfte sowie ein Einkaufsmarkt sind im Ort. Für das gesundheitliche Wohl sorgen Arztpraxen, Zahnarztpraxis, Apotheken, Physiotherapeuten, Pflegedienst und das Alten- und Pflegeheim „Friedensheim“.

 

Der Ortskern um Rathaus und Kirche hat sich sein besonderes Gepräge durch die alten und die neu erbauten Fachwerkhäuser erhalten. Durch das starke Wachstum der Gemeinde hat der Autoverkehr, besonders im Ortszentrum, das ruhige Dorfleben verdrängt. Auch die Zeit, wo hier jeder jeden kannte, ist längst vorbei.

 

 

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